Vorwort 1978 trat in Italien das Gesetz Nr. 180 in Kraft, dessen Grundprinzipien den Ersatz der psychiatrischen Einrichtungen durch Spezialabteilungen in-nerhalb der allgemeinen Krankenhäuser, die Integration der psychiatrischen Gesundheitsversorgung in den staatlichen Gesundheitsdienst und die terri-toriale psychiatrische Gesundheitsversorgung sind. Es wurde ein Rehabilita-tionskonzept entwickelt, dessen Fundament auf der Überzeugung beruht, dass der psychisch Kranke seine verlorenen Fähigkeiten und seine familiären und soziale Rollen wiedererlangt Dies erlaubt ihm sich wieder in das ge-meinschaftliche Leben einzufinden. Hintergrund Zahlreiche Studien haben belegt, dass eine lokal orientierte Versorgung mit einer Verbesserungen des Gesundheitszustandes, der Patientenzufrieden-heit und der Kontinuität in der Versorgung und gleichzeitig mit einer Kos-tenminimierung einhergehen. In diesem ganzen Zusammenhang spielt der pflegerische Hausbesuch bei der Genesung des Patienten eine strategi-sche Rolle, indem er ihm erlaubt in der eigenen Wohnung, mit wirklicher Verbundenheit, in gewohnter Umgebung verankert zu bleiben und zwi-schenmenschliche Beziehungen auszubauen. Die Forschungsarbeit von Simpson et al. hat bestätigt, dass ein Programm der häuslichen Versor-gung für Patienten mit ernsten psychischen Störungen, verglichen mit sta-tionärer Betreuung, den Krankenhausaufenthalt stark reduziert hat (80%). Nach Luc Pelletier ermöglicht die professionelle Teamarbeit den Klienten koordinierte Leistungen zu erhalten, die ihnen erlauben in ihrem geschätz-ten, familiären, häuslichen Umfeld aktiv und angemessen weiterzuleben. Ziele Die Ziele dieser Studie waren: - Analyse der Aktivitäten bei den Hausbesuchen der Gesundheits- und KrankenpflegerInnen der territorialen Zentren für psychische Gesund-heit (CSM) und die Erforschung des Erlebten; - Erprobung eines organisatorischen Modells zur Einführung des pflegeri-schen Hausbesuchs. Methode und Material Studiendesign: Als Studiendesign wurde eibe retrospektive Beobachtungsstudie über die durchgeführten Hausbesuche (diagnostische Auswahlkriterien, Gliederung der Leistungen) und eine qualitative Untersuchung des Erlebens der Mitar-beiter gewählt. Anhand eines Pilotprojektes wurde ein organisatorisches Modell erprobt, das die Bedürfnisse und die Prioritäten des Patienten be-wusster machen soll, mit dem Ziel der Einführung des pflegerischen Hausbe-suchs bei psychiatrischen Patienten. Art der Datensammlung und Durchführung: In der retrospektiven Studie stammten die untersuchten Daten aus dem Informationssystem der CSM der Provinz Modena im Zeitraum vom 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2010. Die qualitative Studie erfolgte durch ein semi-strukturiertes Interview mit den Gesundheits- und KrankenpflegerInnen der CSM. Zur Durchführung des Pilotprojekts (im Zweijahreszeitraum 2009-2011) benutzten wir die Skala, Camberwell Assessment of Need“ zur Bedürfnisermittlung, zur Einbeziehung des Patienten in das Pflegeprojekt und zur Effizienzbewertung der Hausbesuche. Es wurden 80 an Psychosen erkrankte Patienten in die Studie aufgenommen. Die Ergebnisse waren die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten hinsichtlich einer Reduzie-rung von Zahl und Länge der stationären Aufenthalte, der Zwangseinwei-sungen und der Therapieabbrüche. Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es gab eine signifikante Heterogenität in den Zielen und Art der Durchfüh-rung der Hausbesuche zwischen den CSM, wahrscheinlich aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen der Teams. Hinsichtlich der Hausbesuche berichteten die Gesundheits- und KrankenpflegerInnen in der qualitativen Studie von folgenden kritischen Elementen: - das Alleingelassensein der Gesundheits- und KrankenpflegerIn beim Management der Hausbesuche - die Komplexität der Pflege im häuslichen Bereich - das starke Eintauchen in das Krankheitsbild des Patienten - die ungenügende theoretische und praktische Weiterbildung - die fehlende Anerkennung der gewidmeten Zeit und Arbeit - der Verlust an Signifikanz innerhalb der Teams. Am Ende der Versuchsphase wurden die Ergebnisse mit den entsprechen-den Daten des vorausgegangen Zeitraums von zwei Jahren verglichen und eine signifikante Verringerung (50%) von Zahl und Länge der stationären Aufenthalte ermittelt. Bezüglich der Zwangseinweisungen war die Reduzie-rung noch ausgeprägter (60%). Es kam zu keinerlei Abbruch der medikamen-tösen Therapie bei den Patienten dieser Studie. Die ermittelten Ergebnisse des Pilotprojektes werden von der einschlägigen wissenschaftlichen Litera-tur bestätigt und zeigen eine allgemeine Optimierung der Effizienz und Ef-fektivität des pflegerischen Hausbesuchs.

Der Hausbesuch in der Pflege des psychiatrischen Patienten / E., Ferri; Ferrari, Silvia; J., Wildner; I., Cacciapuoti; Ferri, Paola. - STAMPA. - (2012), pp. 363-366. ( 9. Dreiländerkongress – Pflege in der Psychiatrie Wien 4-5/10/2012).

Der Hausbesuch in der Pflege des psychiatrischen Patienten

FERRARI, Silvia;FERRI, Paola
2012

Abstract

Vorwort 1978 trat in Italien das Gesetz Nr. 180 in Kraft, dessen Grundprinzipien den Ersatz der psychiatrischen Einrichtungen durch Spezialabteilungen in-nerhalb der allgemeinen Krankenhäuser, die Integration der psychiatrischen Gesundheitsversorgung in den staatlichen Gesundheitsdienst und die terri-toriale psychiatrische Gesundheitsversorgung sind. Es wurde ein Rehabilita-tionskonzept entwickelt, dessen Fundament auf der Überzeugung beruht, dass der psychisch Kranke seine verlorenen Fähigkeiten und seine familiären und soziale Rollen wiedererlangt Dies erlaubt ihm sich wieder in das ge-meinschaftliche Leben einzufinden. Hintergrund Zahlreiche Studien haben belegt, dass eine lokal orientierte Versorgung mit einer Verbesserungen des Gesundheitszustandes, der Patientenzufrieden-heit und der Kontinuität in der Versorgung und gleichzeitig mit einer Kos-tenminimierung einhergehen. In diesem ganzen Zusammenhang spielt der pflegerische Hausbesuch bei der Genesung des Patienten eine strategi-sche Rolle, indem er ihm erlaubt in der eigenen Wohnung, mit wirklicher Verbundenheit, in gewohnter Umgebung verankert zu bleiben und zwi-schenmenschliche Beziehungen auszubauen. Die Forschungsarbeit von Simpson et al. hat bestätigt, dass ein Programm der häuslichen Versor-gung für Patienten mit ernsten psychischen Störungen, verglichen mit sta-tionärer Betreuung, den Krankenhausaufenthalt stark reduziert hat (80%). Nach Luc Pelletier ermöglicht die professionelle Teamarbeit den Klienten koordinierte Leistungen zu erhalten, die ihnen erlauben in ihrem geschätz-ten, familiären, häuslichen Umfeld aktiv und angemessen weiterzuleben. Ziele Die Ziele dieser Studie waren: - Analyse der Aktivitäten bei den Hausbesuchen der Gesundheits- und KrankenpflegerInnen der territorialen Zentren für psychische Gesund-heit (CSM) und die Erforschung des Erlebten; - Erprobung eines organisatorischen Modells zur Einführung des pflegeri-schen Hausbesuchs. Methode und Material Studiendesign: Als Studiendesign wurde eibe retrospektive Beobachtungsstudie über die durchgeführten Hausbesuche (diagnostische Auswahlkriterien, Gliederung der Leistungen) und eine qualitative Untersuchung des Erlebens der Mitar-beiter gewählt. Anhand eines Pilotprojektes wurde ein organisatorisches Modell erprobt, das die Bedürfnisse und die Prioritäten des Patienten be-wusster machen soll, mit dem Ziel der Einführung des pflegerischen Hausbe-suchs bei psychiatrischen Patienten. Art der Datensammlung und Durchführung: In der retrospektiven Studie stammten die untersuchten Daten aus dem Informationssystem der CSM der Provinz Modena im Zeitraum vom 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2010. Die qualitative Studie erfolgte durch ein semi-strukturiertes Interview mit den Gesundheits- und KrankenpflegerInnen der CSM. Zur Durchführung des Pilotprojekts (im Zweijahreszeitraum 2009-2011) benutzten wir die Skala, Camberwell Assessment of Need“ zur Bedürfnisermittlung, zur Einbeziehung des Patienten in das Pflegeprojekt und zur Effizienzbewertung der Hausbesuche. Es wurden 80 an Psychosen erkrankte Patienten in die Studie aufgenommen. Die Ergebnisse waren die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten hinsichtlich einer Reduzie-rung von Zahl und Länge der stationären Aufenthalte, der Zwangseinwei-sungen und der Therapieabbrüche. Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es gab eine signifikante Heterogenität in den Zielen und Art der Durchfüh-rung der Hausbesuche zwischen den CSM, wahrscheinlich aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen der Teams. Hinsichtlich der Hausbesuche berichteten die Gesundheits- und KrankenpflegerInnen in der qualitativen Studie von folgenden kritischen Elementen: - das Alleingelassensein der Gesundheits- und KrankenpflegerIn beim Management der Hausbesuche - die Komplexität der Pflege im häuslichen Bereich - das starke Eintauchen in das Krankheitsbild des Patienten - die ungenügende theoretische und praktische Weiterbildung - die fehlende Anerkennung der gewidmeten Zeit und Arbeit - der Verlust an Signifikanz innerhalb der Teams. Am Ende der Versuchsphase wurden die Ergebnisse mit den entsprechen-den Daten des vorausgegangen Zeitraums von zwei Jahren verglichen und eine signifikante Verringerung (50%) von Zahl und Länge der stationären Aufenthalte ermittelt. Bezüglich der Zwangseinweisungen war die Reduzie-rung noch ausgeprägter (60%). Es kam zu keinerlei Abbruch der medikamen-tösen Therapie bei den Patienten dieser Studie. Die ermittelten Ergebnisse des Pilotprojektes werden von der einschlägigen wissenschaftlichen Litera-tur bestätigt und zeigen eine allgemeine Optimierung der Effizienz und Ef-fektivität des pflegerischen Hausbesuchs.
2012
9. Dreiländerkongress – Pflege in der Psychiatrie
Wien
4-5/10/2012
363
366
E., Ferri; Ferrari, Silvia; J., Wildner; I., Cacciapuoti; Ferri, Paola
Der Hausbesuch in der Pflege des psychiatrischen Patienten / E., Ferri; Ferrari, Silvia; J., Wildner; I., Cacciapuoti; Ferri, Paola. - STAMPA. - (2012), pp. 363-366. ( 9. Dreiländerkongress – Pflege in der Psychiatrie Wien 4-5/10/2012).
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Utilizza questo identificativo per citare o creare un link a questo documento: https://hdl.handle.net/11380/807941
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