Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis, das Linguistik und Interkulturelle Kommunikation zueinander haben oder haben könnten. Da der Terminus «Interkulturelle Kommunikation» sowohl das Phänomen als auch seine Untersuchung bezeichnet, wird präzisiert, dass es um das Verhältnis zweier wissenschaftlicher, akademisch institutionalisierter Disziplinen geht. Über ihr Verhältnis zueinander lässt sich ferner nur sinnvoll argumentieren, wenn sie als Disziplinen auch bestimmt sind. In Hinblick auf die Linguistik wird hier vorausgesetzt, dass sich im Laufe ihrer mehr als 100jährigen Geschichte ein solider Kanon an Themen und Methoden ausgebildet hat, über den ein gewisser Konsens besteht. Die «Interkulturelle Kommunikation» hingegen, die sehr viel jünger ist, befindet sich noch auf dem Weg der Konsolidierung und erfordert darum weitere Überlegungen zu ihrer Thematik und Methodik. Diese können sich nach wie vor an den Arbeiten Edward T. Halls orientieren, der zu Recht als Begründer der „Interkulturellen Kommunikation“ als wissenschaftlicher Disziplin gilt. Im Zentrum des Beitrags steht die Erörterung einer möglichen „Interdisziplinarität“ von Linguistik und Interkultureller Kommunikation. Dabei wird idealtypisch zwischen einer „integrierenden“, „spezialisierenden“ und „transferierenden“ Interdisziplinarität unterschieden: Der ersten Typ liegt vor, wenn eine Fachdisziplin zur Beantwortung der Fragen, die sie sich stellt, Ansätze und Methoden einer anderen in sich aufnimmt und mit ihnen arbeitet. Der zweite bezeichnet die Übernahme wissenschaftlicher Fragestellungen einer Disziplin durch eine andere, aus der sich eine eigene Teildisziplin entwickelt, während sich der dritte auf die Übertragung eines disziplinären Paradigmas, wie etwa das der Interkulturalität, auf andere Disziplinen bezieht. In Hinblick auf das Verhältnis von Linguistik und Interkultureller Kommunikation lassen sich diesen drei Idealtypen drei Arbeitsfelder zuordnen: die Kontaktlinguistik, die internationale Fachsprachenforschung und die Interkulturelle Linguistik im eigentlichen Sinn, als deren Kern die Interkulturelle Semantik betrachtet wird.
Zum Verhältnis von Linguistik und Interkultureller Kommunikation / Kretschmer, Ernst. - STAMPA. - (2012), pp. 271-283. (Intervento presentato al convegno 4. Tagung Deutsche Sprachwissenschaft in Italien tenutosi a Roma nel 4-6 febbraio 2010).
Zum Verhältnis von Linguistik und Interkultureller Kommunikation
KRETSCHMER, Ernst
2012
Abstract
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis, das Linguistik und Interkulturelle Kommunikation zueinander haben oder haben könnten. Da der Terminus «Interkulturelle Kommunikation» sowohl das Phänomen als auch seine Untersuchung bezeichnet, wird präzisiert, dass es um das Verhältnis zweier wissenschaftlicher, akademisch institutionalisierter Disziplinen geht. Über ihr Verhältnis zueinander lässt sich ferner nur sinnvoll argumentieren, wenn sie als Disziplinen auch bestimmt sind. In Hinblick auf die Linguistik wird hier vorausgesetzt, dass sich im Laufe ihrer mehr als 100jährigen Geschichte ein solider Kanon an Themen und Methoden ausgebildet hat, über den ein gewisser Konsens besteht. Die «Interkulturelle Kommunikation» hingegen, die sehr viel jünger ist, befindet sich noch auf dem Weg der Konsolidierung und erfordert darum weitere Überlegungen zu ihrer Thematik und Methodik. Diese können sich nach wie vor an den Arbeiten Edward T. Halls orientieren, der zu Recht als Begründer der „Interkulturellen Kommunikation“ als wissenschaftlicher Disziplin gilt. Im Zentrum des Beitrags steht die Erörterung einer möglichen „Interdisziplinarität“ von Linguistik und Interkultureller Kommunikation. Dabei wird idealtypisch zwischen einer „integrierenden“, „spezialisierenden“ und „transferierenden“ Interdisziplinarität unterschieden: Der ersten Typ liegt vor, wenn eine Fachdisziplin zur Beantwortung der Fragen, die sie sich stellt, Ansätze und Methoden einer anderen in sich aufnimmt und mit ihnen arbeitet. Der zweite bezeichnet die Übernahme wissenschaftlicher Fragestellungen einer Disziplin durch eine andere, aus der sich eine eigene Teildisziplin entwickelt, während sich der dritte auf die Übertragung eines disziplinären Paradigmas, wie etwa das der Interkulturalität, auf andere Disziplinen bezieht. In Hinblick auf das Verhältnis von Linguistik und Interkultureller Kommunikation lassen sich diesen drei Idealtypen drei Arbeitsfelder zuordnen: die Kontaktlinguistik, die internationale Fachsprachenforschung und die Interkulturelle Linguistik im eigentlichen Sinn, als deren Kern die Interkulturelle Semantik betrachtet wird.File | Dimensione | Formato | |
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