Ein erster Grund, Literatur als Raum zu denken, in dem gewaltfreie menschliche Beziehungen erprobt werden können, ist in der Freiheit zu suchen, die sie sowohl dem Autor als auch dem Leser anbietet. Zuerst erfährt sie der Autor, indem er die Welt in seinem Werk so gestaltet kann, wie er sie sich vorstellt. Die Leser haben aber die Macht zu entscheiden, was ein Text bedeutet und wozu er zu gebrauchen ist. Nicht der Text hat das Recht, sondern die Leser haben es, das letzte Wort über seine Beschaffenheit, seinen Sinn und seine Funktion zu sprechen. Der Bezug der literarischen Werke zu unserer Lebenspraxis entfaltet sich aber nicht als Formulierung unserer Position, sondern primär als Übung einer kritischen Haltung, als Erfahrung also und nicht als Erkenntnis. Nicht was wir beim Lesen denken und verstehen ist unmittelbar auf unser Leben anzuwenden, sondern das, was wir aus dem Lesen als kritisch emanzipierender Übung lernen.

(Be-)Richten und Erzählen. Literatur als Gewaltfreier Diskurs / Giacobazzi, Cesare; M., Baßler; C., Kleinschmidt; S., Waldow. - STAMPA. - (2011), pp. 25-46.

(Be-)Richten und Erzählen. Literatur als Gewaltfreier Diskurs

GIACOBAZZI, Cesare;
2011

Abstract

Ein erster Grund, Literatur als Raum zu denken, in dem gewaltfreie menschliche Beziehungen erprobt werden können, ist in der Freiheit zu suchen, die sie sowohl dem Autor als auch dem Leser anbietet. Zuerst erfährt sie der Autor, indem er die Welt in seinem Werk so gestaltet kann, wie er sie sich vorstellt. Die Leser haben aber die Macht zu entscheiden, was ein Text bedeutet und wozu er zu gebrauchen ist. Nicht der Text hat das Recht, sondern die Leser haben es, das letzte Wort über seine Beschaffenheit, seinen Sinn und seine Funktion zu sprechen. Der Bezug der literarischen Werke zu unserer Lebenspraxis entfaltet sich aber nicht als Formulierung unserer Position, sondern primär als Übung einer kritischen Haltung, als Erfahrung also und nicht als Erkenntnis. Nicht was wir beim Lesen denken und verstehen ist unmittelbar auf unser Leben anzuwenden, sondern das, was wir aus dem Lesen als kritisch emanzipierender Übung lernen.
2011
9783770549283
Wilhelm Fink
GERMANIA
(Be-)Richten und Erzählen. Literatur als Gewaltfreier Diskurs / Giacobazzi, Cesare; M., Baßler; C., Kleinschmidt; S., Waldow. - STAMPA. - (2011), pp. 25-46.
Giacobazzi, Cesare; M., Baßler; C., Kleinschmidt; S., Waldow
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